Die Erklärung des Heiligen Messopfers
von Pater Martin von Cochem

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Katechese

Das Opferlamm Jesus - würdigstes Genugtuungsopfer

17. Kapitel

Die hl. Messe ist das vortrefflichste Werk des Heiligen Geistes.

1. Wohl in allen Kapiteln dieses Buches werden Gott Vater und Gott Sohn erwähnt, weniger oft aber Gott der Heilige Geist. Damit wir nun erkennen, wie sehr derselbe zum hl. Messopfer mitwirkt, so will ich ihm zu Lieb und Ehren in einem ganzen Kapitel davon sprechen, welches wir passend in den Pfingsttagen lesen können.

2. Wie viel Gutes der Heilige Geist der lieben Christenheit erweist, das kann in seiner Größe nicht erkannt, viel weniger ausgesprochen werden. Er ist die göttliche Liebe und Barmherzigkeit und gibt sich alle Mühe, die göttliche Gerechtigkeit zu versöhnen und die armen Sünder vor der Verdammnis zu bewahren. Er ist derjenige, welcher zur menschlichen Erlösung gar viel beigetragen, dieselbe begonnen und vollendet hat. In dem jungfraulichen Schoß Maria hat er damit begonnen, da sie "empfing vom Heiligen Geiste" und das Wort Fleisch geworden ist. Am hl. Pfingsttag hat er dieses Werk der menschlichen Erlösung glücklich vollendet, indem er auf die Apostel und die mit ihnen Versammelten in Gestalt feuriger Zungen herabkam, sie mit seiner Liebe entzündete und die verstockten Sünder, welche durch die Wunder und das Leiden Christi nicht hatten erweicht werden können, durch seine Gnade bekehrte. Er bleibt auch immerdar bei den Gläubigen, und obwohl er von vielen verunehrt wird, so verlässt er sie doch nicht ganz, sondern klopft oft an ihre Herzen und verlangt, wieder bei ihnen Wohnung zu nehmen.

3. Alle diese Dinge sind erhabene, ja göttliche Werke. Unter diesen göttlichen Werken nimmt die hl. Messe einen ganz besonders hohen Platz ein. Wie will ich dieses aber beweisen können? Gar leicht, nämlich auf folgende Weise. Alle Theologen sagen, dass das Geheimnis der Menschwerdung Gottes das allergrößte Wunder sei, welches die allmächtige Hand Gottes gewirkt habe, da hierbei in der Person Christi die unendlich große Gottheit verbunden wurde mit der kleinen Menschheit. Dies allergrößte Wunder hat der Heilige Geist bewirkt, wie wir Glaubensbekenntnis bekennen mit den Worten: "der empfangen ist vom Heiligen Geiste." Fast möchte man annehmen, dass in der hl. Messe gewirkte Wunder noch grösser sei, weil da gewaltige Gottheit und dazu die vollkommene Menschheit Christi so erniedrigt werden, dass sie in dem allerkleinsten Partiklein oder Teilchen der hl. Hostie ganz gegenwärtig sind.

4. Dass nun dieses durch den Heiligen Geist geschieht, da haben wir ein ausdrückliches Zeugnis in der Liturgie des Jakobus, in welcher vor der Wandlung diese Worte stehen: „Wir bitten dich, o Herr, dass dein Heiliger Geist herabkommen und durch seine heilige und glorwürdige Gegenwart unsere Gaben heiligen und dieses Brot machen wolle zum Leibe deines Sohnes diesen Kelch aber zum kostbaren Blute Christi."

5. Dies will auch der Priester andeuten, indem er, ehe er erste Kreuzzeichen über die aufgeopferte Hostie und den Kelch macht, seine Augen gen Himmel erhebt, beide Hände und Arme ausstreckt, dieselben wieder zusammenlegt und mit herzlicher Andacht den Heiligen Geist anruft und bittet, er möge vom Himmel herabkommen und die geopferten Gaben des Brotes und Weines durch seine göttliche Kraft segnen: "Komm, o Heiligmacher, allmächtiger, ewiger Gott, und segne dieses Opfer, welches deinem hl. Namen bereitet ist." Ebendasselbe bittet auch St. Ambrosius in seiner Liturgie mit den Worten: "Lasse doch, o Herr, unsichtbare Majestät deines Heiligen Geistes herabsteigen gleichwie er vorzeiten über die Schlachtopfer der Väter herabgestiegen ist."

6. Sehr schön sprechen darüber auch die heiligen Väter Johannes Damascenus sagt: "Wie soll mir das geschehen, spricht die hl. Jungfrau, da ich keinen Mann erkenne? Der Erzengel Gabriel antwortet: Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Allerhöchsten dich überschatten. Und nun fragst du, wie das Brot der Leib Christi werde und der mit Wasser gemischte Wein das Blut Christi? Auch ich sage dir: Der Heilige Geist kommt darüber und wirkt, was über Sprache und Begriff hinausgeht. "Ferner der hl. Cyrill von Jerusalem: "Wir rufen den gütigen Gott an, dass er den Heiligen Geist auf die daliegenden Gaben herabsende, damit derselbe das Brot zum Leibe Christi und den Wein zum Blute Christi mache. "Und der hl. Gaudentius ermahnt: "Glaube, dass durch das Feuer des Heiligen Geistes vollbracht ist, was angekündigt worden" (vgl. Gihr 496f.).

7. Wie der Heilige Geist zur Wandlung herabkommt, davon schreibt die hl. Äbtissin Hildegardis also: "Als ein Priester mit den hl. Gewändern angetan an den Altar ging, sah ich, wie wenn ein helles Licht vom Himmel kam, den ganzen Altar umleuchtete und so lange da verblieb, bis der Priester nach vollendeter hl. Messe wieder vom Altare fortging. Als er aber während der Messe zum Sanktus kam und den Kanon mit seinen unbegreiflichen Geheimnissen begann, kam ein flammendes Feuer von unfassbarer Klarheit aus dem geöffneten Himmel über das Brot und den Wein herab und durchdrang beides mit seiner Klarheit, wie das Licht der Sonne mit seinen Strahlen das Glas erleuchtet und durchdringt. Unterdessen erhob dasselbe Licht das Brot und den Wein unsichtbarerweise zum Himmel hinauf, brachte sie alsbald wieder auf den Altar, und nun waren sie wahres Fleisch und Blut, wiewohl sie vor den Augen der Menschen Brot und Wein zu sein schienen. Als ich nun dies Fleisch und Blut anschaute, da erschienen alsbald die Zeichen der Menschwerdung, der Geburt und des Leidens unseres Heilandes wie in einem Spiegel, u. zw auf ebensolche Weise, wie sie am Sohne Gottes vollbracht worden sind, als er noch auf der Welt war."

8. Davon haben wir zwei schöne Vorbilder im Alten Testamente, u.zw. zuerst bei dem ersten Opfer Aarons, von welchem im 3. Buche Moses (9,23 f.) also zu lesen ist: "Da erschien die Herrlichkeit des Herrn vor allem Volke, und siehe, es ging Feuer aus vom Herrn und verzehrte das Brandopfer und die Fettstücke, so auf dem Altare waren. Und da das Volk dieses sah, priesen sie den Herrn und fielen nieder auf ihr Antlitz. "Ähnliches geschah bei der Einweihung des Tempels Salomons, wovon (2. Paralip.7,1ff.) geschrieben steht: "Da Salomon sein Gebet vollendet hatte, fiel Feuer vom Himmel und verzehrte die Brandopfer und die anderen Opfer, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus. Und die Priester konnten nicht in den Tempel des Herrn gehen, denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte den Tempel des Herrrn. Auch sahen alle Söhne Israels das Feuer und die Herrlichkeit des Herrn herniederkommen über das Haus, und sie fielen auf ihr Angesicht und beteten an und lobten den Herrn."

9. Das waren klare Vorbilder unseres heiligsten Messopfers, in welchem allezeit das Feuer des Heiligen Geistes vom Himmel fällt, das Brot und den Wein verzehrt und den Leib und das Blut Christi verwandelt. Darum sind die heiligen Worte der Wandlung gleichsam feurige Worte. 0 mit was für einer Andacht und Ehrerbietung sollten darum alle Priester die ehrwürdigsten, aus dem göttlichen Munde Christi selbst hervorgegangenen, mit übernatürlicher Kraft begabten Wandlungsworte aussprechen, durch deren wundersame Kraft ihr eigener Schöpfer in ihren priesterlichen Händen wiederum Mensch wird!

10. Pater Mansi schreibt: "Das unblutige Messopfer ist ehrwürdig und ehrfurchtgebietend, dass der Heilige Geist in eigener Person herabsteigt, um es zu heiligen, wobei die Engel in Scharen dastehen und ihm mit höchster Lust zuschauen“, entsprechend dem Worte des hl. Petrus, der vom Heiligen Geiste sagt, dass "ihn zu schauen selbst Engel gelüsten" (1 Petr. 1,12). 0, was für eine große Heiligkeit muss dann in dem allerheiligsten Messopfer sein, weil dasselbe von dem Ursprung der Heiligkeit, der göttlichen Person des Heiligen Geistes selbst, gesegnet und mit aller Heiligkeit erfüllt wird! Das ist das Feuer, welches uns diese himmlische Speise zubereitet, wie wir für unsere irdischen Speisen des irdischen Feuers bedürfen. Das Brot z. B. wäre ohne Feuer nur ein roher, ungenießbarer Teig, welcher dem Körper eher schädlich als nützlich sein würde. Durch die Hitze des Feuers aber bekommt es ein ganz anderes Wesen und wird eine wohlschmeckende, nahrhafte Speise. So ist das Himmelsbrot durch das göttliche Feuer des Hl. Geistes in den allerheiligsten Leib und das Blut Christi verwandelt und hat dadurch übernatürliche Kraft bekommen und eine so liebliche himmlische Süßigkeit, dass manche Seelen bei Verkostung derselben schier zerschmolzen sind.

11. Aber das Feuer des Heiligen Geistes bereitet uns die hl. Hostie nicht allein zur Speise, sondern an erster Stelle zu unserem Opfer, auf dass wir dasselbe Gott dem Herrn zu seiner höchsten Ehre und zu unserem Heil darbringen können. 0 wie viel wirkt der Heilige Geist bei diesem Opfer! Wie tut er alles, damit es allen Menschen zum zeitlichen und ewigen Heile gereiche! Von ihm schreibt der hl. Paulus: "Der Heilige Geist hilft unserer Schwachheit, denn um was wir beten sollen, wie sich's gebührt, wissen wir nicht, sondern der Geist selbst begehrt für uns mit unaussprechlichen Seufzern. Derjenige aber, welcher die Herzen durchforscht, weiß, was der Geist begehrt, denn nach Gottes Wohlgefallen begehrt er für die Heiligen" d. h. für die frommen Menschen (Röm. 8, 26f.).

12. Zum Verständnis dieser Worte des hl. Paulus sollst du wissen, dass eine göttliche Person die andere nicht eigentlich bittet, weil sie alle drei eins sind in der Gottheit und gleichmäßig zu befehlen und zu geben haben. Weil aber zum Unterschied der Personen Gott dem Vater die Gerechtigkeit, Gott dem Sohne die Weisheit, Gott dem Heiligen Geist die Güte und Barmherzigkeit zugeeignet wird, so seufzt die göttliche Barmherzigkeit zur göttlichen Gerechtigkeit, dass sie die Sünder nicht nach ihrem Verschulden verdammen, sondern aus Gnaden selig machen wolle. Das ist's, was St. Paulus mit den obigen Worten andeuten will, indem er sagt, dass der Heilige Geist für uns bitte. Nun kann aber noch gefragt werden, wann er hauptsächlich für uns bittet. Ich antworte: Wiewohl zu vermuten ist, dass er es allezeit tut, so ist es doch wohl zu glauben, dass es vorzüglich bei und während der hl. Messe geschieht.

13. Das meine ich deswegen, weil dann auch die hl. Engel für uns bitten, von denen der hl. Chrysostomus sagt: "Dann (nämlich bei der hl. Messe) rufen nicht allein die Menschen, sondern es beugen auch die Engel ihre Knie und es bitten für uns die Erzengel." Den Grund dafür fügt er hinzu in den Worten. "Sie haben eine günstige Zeit dazu, denn es steht ihnen das hl. Opfer zur Seite; sie zeigen den Leib Christi vor und bitten für das menschliche Geschlecht." Gleichwie denn die Engel die Zeit der hl. Messe in acht nehmen, weil dieselbe die Zeit der Barmherzigkeit ist, und weil der Zorn Gottes durch das machtvolle Sühnopfer besänftigt wird, ebenso darf man wohl glauben, dass der Heilige Geist in seiner Güte zu derselben Zeit, in welcher die Menschheit Christi Gott den Vater anfleht und in welcher die Wunden und das Blut Christi um Barmherzigkeit rufen, zugleich mit diesen in unaussprechlichen Seufzern für uns bittet und durch seine göttliche Barmherzigkeit die göttliche Gerechtigkeit zu besänftigen sucht. "Gott aber, der die Herzen prüft weiß", dass der Heilige Geist nichts anderes erfleht, als was, "nach Gottes Wohlgefallen" ist, nämlich was zur Ehre Gottes und zum Heile der Menschen gereicht.

14. Hieraus merke nun, wie groß die Güte des Heiligen Geistes ist, indem er sich unseres Heiles so eifrig annimmt, als wenn es sein eigenes Heil beträfe, und dass er nicht einfach für uns nur bittet, sondern mit unaussprechlichen Seufzern für uns um Barmherzigkeit anhält. Wer sollte das glauben, wenn es nicht ausdrücklich in der hl. Schrift stünde! Wer wollte dann nicht glauben, dass der Heilige Geist unser allergetreuester Freund ist! So setze denn großes Vertrauen auf diesen deinen treuen Freund und trage besonders herzliche Liebe zu ihm. Höre auch bisweilen zur Bezeugung der Dankbarkeit, besonders für das, was er bei der hl. Messe für dich tut, eine hl. Messe ihm zulieb, und opfere ihm dieselbe zu seiner besonderen Ehre auf.


   

   

    
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