Die Erklärung des Heiligen Messopfers
von Pater Martin von Cochem

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Katechese

Jesus Christus , das Lamm Gottes

11. Kapitel

Die Heilige Messe ist das vorzüglichste Brandopfer
 
 

   

1. Im Alten Bunde hatte Gott durch seinen Diener Moses hauptsächlich vier Arten von Opfern angeordnet, nämlich 1. Brandopfer zur Anerkennung und Anbetung der höchsten Majestät Gottes; 2. Lob- und Dankopfer für die von Gott empfangenen Wohltaten; 3. Fried- und Bittopfer, um neue Wohltaten von Gott zu erlangen; 4. Sühn- und Bußopfer zur Nachlassung der Sünden und Sündenstrafen. Jede Art wurde auf besondere Weise dargebracht, und man konnte nicht zweierlei Opfer auf einerlei Weise verrichten.

2. Vom Anfange der Welt bis auf Christus sind dem allmächtigen Gott unzählbare Brandopfer dargebracht worden, welche ihm nach Zeugnis der Heil. Schrift lieb und angenehm waren. Nach dem Gesetze des Moses mussten die Juden täglich zwei einjährige, fehlerlose Lämmer als Brandopfer darbringen, eines des Morgens, das andere am Abend, am Sabbath aber morgens und abends jedes Mal zwei Lämmer. An jedem Neumondtag musste der Monat geheiligt werden durch ein Brandopfer von sieben Lämmern, zwei Rindern und einem Widder, ebensoviel mussten sie zu Ostern und Pfingsten sieben Tage nacheinander opfern und zum Laubhüttenfest sogar sieben Tage hindurch mehr als das Doppelte. Außer diesen Hauptfesten gab es noch andere, und neben diesen teuren gebotenen Opfern brachte noch jeder nach seiner Andacht Rinder, Kälber, Schafe, Lämmer, Widder, Tauben, Wein, Brot, Weihrauch, Salz und Ölkuchen, alles zu dem obengenannten vierfachen Opferzweck.

3. Dies alles beschreibe ich deswegen, damit du wissest, was für teure, mühselige und unsaubere Opfer die alten Patriarchen und jüdischen Priester früher hatten. Gleichwohl haben sie mit diesen ihren teuren und mühseligen Opfern Gott nur geringe Ehre erwiesen und geringen Lohn verdient, wie der hl. Paulus im Brief an die Hebräer öfter hervorhebt. Wenn es trotzdem heißt, sie seien Gott zum lieblichsten Geruch gewesen, so waren sie das nur als Vorbilder des blutigen Opfers Christi. Daraus nimm ab, wie unglückselig die Juden waren und wie glückselig wir Christen sind. Denn der gütigste Jesus hat uns ein Brandopfer hinterlassen, welches nichts kostet und leicht zu opfern ist und dennoch der göttlichen Majestät das angenehmste, dem Himmel das erfreulichste, der Welt das nützlichste und dem Fegefeuer das tröstlichste ist.

4. Wenn einer alle Schlachtopfer, welche vom Anfange der Welt bis auf Christus geopfert worden, alle zusammen mit eigener Hand und höchster Andacht geschlachtet, verbrannt und Gott aufgeopfert hätte, so hätte ein solcher ohne Zweifel Gott durch diese vieltausendmal tausend Opfer einen großen Dienst und besondere Anbetung erwiesen. Aber dieser Dienst und Gefallen wäre in keiner Weise mit demjenigen zu vergleichen, welcher der göttlichen Majestät entspringt aus einer einzigen hl. Messe, gelesen von einem armen Priester und aufgeopfert von einem einfältigen Laien. Du wirst es aber einsehen, wenn ich dir erkläre, welches Brandopfer die katholische Kirche in der heiligen Messe hat.

5. Das jüdische Brandopfer war bestimmt zur Anerkennung der höchsten Majestät Gottes. Sollen wir das christliche Opfer mit dem Brandopfer vergleichen, so muss es ebenfalls sein ein Sakrifizium, für Gott allein bestimmt, in welchem eine sichtbare Gabe von einem rechtmäßigen Priester zur Anerkennung der höchsten Herrschaft Gottes über alle Geschöpfe dargebracht und geheiligt wird. Der hl. Thomas von Aquin führt aus (Sa 2 II. qu. 86): „Durch solches Brandopfer bezeugen wir, dass Gott ist der erste Anfang alles Bestehens und das letzte Ziel und Ende aller Seligkeit sowie der höchste Herrscher aller Dinge sei. Zur Bezeugung alles dessen und unserer schuldigen Untertänigkeit geben wir ihm eine sichtbare Gabe, die seiner höchsten Majestät angemessen ist, ganz und gar hin.“

6. Dieses hochbedeutungsvolle Opfer hat Gott sich ganz allein vorbehalten und nie einem anderen zugestehen wollen. Bei Isaias (42, 8) spricht er: "Ich bin der Herr, das ist mein Name; meine Ehre gebe ich keinem anderen, meinen Ruhm nicht den Götzenbildern", ähnlich heißt es ja auch im ersten der zehn Gebote. Hieraus erkennt man die Hoheit und Würde des Opfers, weil man es keinem Geschöpf, nicht der Muttergottes und nicht allen Heiligen zusammen aufopfern kann, sondern es muss ganz allein Gott als dem Allerhöchsten dargebracht und aufgeopfert werden. Er hat uns erlaubt, dass wir seine lieben Heiligen loben, lieben, ehren, anrufen, und allerhand äußere und innere Dienste erweisen mögen; Er hat uns aber niemals erlaubt, dass wir ihnen eine Messe oder ein Brandopfer darbringen. Daher sagt das Konzil zu Trient: "Wiewohl die Kirche zu Ehren und zum Gedächtnis der Heiligen zuzeiten einige Messen zu lesen pflegt, so lehrt sie dennoch, dass nicht jenen das Opfer dargebracht werden darf, sondern allein Gott, der sie gekrönt hat, weshalb der Priester nicht sagt: ich opfere dir, Petrus oder Paulus, das Sakrifizium auf, sondern, indem er Gott für ihre Siege Dank sagt, ruft er ihre Fürbitte an, damit diejenigen für uns einzutreten sich würdigen mögen im Himmel, deren Gedächtnis wir auf Erden feiern" (Sitzg. 22, Kap. 3). Die Kirche lehrt also, dass man keinem Heiligen die Messe aufopfern darf, sondern nur Gott. Tun wir das um eines Heiligen willen, so tragen wir zu dessen größerer Ehre im höchsten Maße mit bei.

 7. Nun wollen wir erklären, wie und in welcher Meinung die Brandopfer gefeiert wurden, um daraus ihren hohen Wert zu erkennen. Im Alten Testamente hatten sie ihren Namen daher, dass bei ihnen alles Fleisch auf dem Altare verbrannt wurde, was bei den anderen Opfern nicht geschah; bei diesen wurde vielmehr nur ein Teil verbrannt und das übrige von den Priestern und den Opfernden gegessen. Beim Brandopfer wurde darum alles verbrannt, um zu bezeugen, dass Gott alles zustehe und seiner Ehre und seinem Dienste alles geopfert werden muss. Wenn er dieses nach strengster Gerechtigkeit fordern wollte, so könnte er in Seiner strengen Gerechtigkeit mit gutem Rechte das Leben der Menschen als Opfer fordern ähnlich wie er dem Abraham befohlen, dass er seinen Sohn Isaak opfern sollte; er war aber zufrieden, als er den bereitwilligen Gehorsam Abrahams sah. Im Gesetz hatte er auch befohlen, man solle ihm die erstgeborenen Kinder aufopfern, und als Begründung hinzugefügt: "Heilige mir die Erstgeburt, denn alles ist mein (2.Mos. 13, 2); er begnügte sich aber damit, dass die Mütter ihm die Kinder zum Tempel brachten und sie mit Geld auslösten.

8. Endlich musste ihm auch der Sohn Marias als der Erstgeborene aufgeopfert werden, aber wenn ihn seine Mutter auch mit fünf Sekel auslöste, war er doch damit noch nicht zufrieden, sondern das Kindlein musste in seinem Herzen sprechen: "Schlachtopfer und Gaben hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir zubereitet; an Brandopfern und Sühnopfern hast du kein Wohlgefallen: Siehe, ich komme, deinen Willen, o Gott, zu erfüllen" (Hebr. 10, 5ff.). So bot er schon beim Eintritt in die Welt seinen Leib als Opfer an, und seine Mutter, wenn sie ihn auch losgekauft hatte, musste ihn dennoch später hergeben, dass er gepeinigt, geschlachtet und getötet würde, auf dass durch diesen kostbaren Tod alle Menschen von der Schuldigkeit, ihr Leben Gott hinzuopfern, befreit würden. Davon spricht St. Paulus (2. Kor. 5,14f.): "Ist einer für alle gestorben, so sind alle gestorben, und für alle ist Christus gestorben." Weil nämlich sein Leben viel edler war als das Leben aller Menschen zusammengenommen, so ist sein Tod allein viel mehr wert als der Tod aller Menschen. Weil nun Christus in jeder Messe Gott wieder als Opfer dargebracht wird, so empfängt der himmlische Vater mehr Ehre aus einer Messe, als wenn alle Menschen ihm ihr Leben als Opfer bringen würden.

9. Deswegen spricht Pater Gervasius: „Das hl. Messopfer ist unter allen Werken der Andacht und Gottseligkeit darum das allervorzüglichste“ Warum? Weil wir darin nicht so sehr mit Worten als vielmehr durch das Werk bezeugen, dass wir zu seiner Ehre unser Leben hinzugeben verpflichtet sind, dass Gott das Recht hat, das Opfer unseres Lebens von uns zu erhalten. Es ist dasselbe, wie vorzeiten ein jüdischer Priester beim Opfer gesagt hatte: Gleichwie ich hier das Lämmlein Gott zu Ehren schlachte, so könnte auch Gott als der höchste Herr, wenn er wollte, uns allesamt vernichten. Denn er ist durchaus würdig, dass unser Leben ihm zu Ehren hingegeben würde, was ich durch das Schlachten dieses Opferlammes bezeuge, an dessen Stelle eigentlich mein eigenes Leben aufgeopfert werden müsste."

10. Darum sagt Pater Sanchez: "In der hl. Messe leisten wir Gott solchen Dienst und Ehre, dass Größeres ihm nichts auf der Welt geleistet werden kann. Denn wir bezeugen, dass seine Majestät so groß und mächtig sei, dass ihm nicht das Leben von Kälbern und Böcken, sondern das allerkostbarste Leben und teuerste Blut des allerhochwürdigsten Sohnes Gottes aufgeopfert werden muss." Beachte doch, was dieser Gelehrte von der Kostbarkeit der hl. Messe sagt und was für eine gewaltige, ja unendliche Ehre wir dadurch dem allmächtigen Gott erweisen können. Wolltest du denn nicht also gerne die hl. Messe besuchen, dass du zugleich mit dem Priester diese große Ehre deinem wahren Gott und rechtmäßigen Herrn verschaffest? Wenn du aber die hl. Messe aus Leichtsinn versäumst, so stiehlst du gleichsam deinem Gott diese Ehre, die du ihm durch die hl. Messe hättest erweisen können und sollen.

11. Nun höre noch, was Marchantius sagt: "Was ist die hl. Messe anderes als eine tägliche Gesandtschaft an die hl. Dreifaltigkeit mit einem allerkostbarsten Geschenk, welches wir ihm zur Anerkennung seiner höchsten Herrschaft über alle Geschöpfe und zum Zeugnis unserer Untertänigkeit aufopfern? Ihm, als den Urheber des Lebens und des Todes, wird das Leben und der Tod Jesu Christi als ein täglicher Tribut von der streitenden Kirche, unter Mitwirkung und in Gegenwart der triumphierenden Kirche aufgeopfert, damit ihm als dem einigen und dreifaltigen Gott die höchste Ehre von allen seinen Geschöpfen geleistet werde und damit auch seine höchste Macht, Weisheit, Güte und alle unendlichen Vollkommenheiten, die in diesem Geheimnisse hervortreten, würdig geehrt werden. Was kann dem höchsten Gott angenehmer sein, als dass Himmel und Erde zusammen seine große Macht und Herrlichkeit verehren?"

12. Diese Erklärung des wahren Brandopfers ist so wichtig, dass man nie unterlassen soll, das Volk darüber zu unterrichten und ihm dieselbe ans Herz zu legen. Ja, Himmel und Erde helfen zusammen, um in der Heiligen Messe Gott dem Herrn in würdiger Weise Ehre und Dank darzubringen. Die heiligen Engel tragen das Opfer in den Himmel empor und bringen es Gott dar. Bei diesen Worten können wir uns wohl des Gebetes erinnern, welches der Priester bald nach der Wandlung tiefgebeugt spricht: "Wir bitten dich in Demut, allmächtiger Gott, lass dieses durch die Hände deines hl. Engels hingetragen werden zu deinem hohen Altar, vor das Angesicht deiner göttlichen Majestät", und können uns dabei vorstellen, dass die Engel vom Himmel herabgekommen sind, wunderbar geschmückt, und mit großer Freude und Andacht um den Altar knien und den Leib und das Blut Christi anbeten. Dann dürfen wir uns weiter vorstellen, als ob einer von ihnen, würdiger noch und schöner als die übrigen, die hl. Hostie für einen Augenblick zum Himmel trüge und sie dort dem Angesichte Gottes vorstellte. Ach, noch viel größere Ehre und Freude ist es, die Gott durch das hochheilige Opfer empfängt, da ihm dieselbe nicht bloß von Menschen und Engeln, sondern von Christus selbst erwiesen wird.

13. Die höchste Ehre, welche Gott durch das Brandopfer der Heiligen Messe erfährt, wird Ihm weder von den Menschen, noch von den Engeln, sondern von Christus selbst erwiesen. Denn Christus allein weiß und erkennt die unendliche Größe und Herrlichkeit der göttlichen Majestät und Er allein weiß und erkennt, welche unendliche Ehre ihr gebührt. Deshalb kann nur Er allein, und außer Ihm niemand anders, ihr die gebührende Ehre erweisen, und Er erweist ihr auch wirklich in einer jeden Heiligen Messe die unendliche Ehre, welche der göttlichen Majestät gebührt. Wiewohl die Engel und die Menschen zur Ehre Gottes viel tun können, so ist doch das alles gegen die Ehre, welche Christus Ihm erweist, beinahe für nichts zu schätzen.

14. Gesetzt den Fall, der Türke würde unser Land erobern und uns drohen, dass er, wenn wir nicht Christus verleugneten, uns alle aufs entsetzlichste martern und endlich lebendig verbrennen lassen werde. Wenn wir nun einstimmig antworteten, lieber zu sterben, als von Christus abzufallen, und uns dann allesamt peinigen und lebendig verbrennen ließen, sollte diese heroische Tat dem allmächtigen Gott nicht aufs höchste gefallen und zu großer Ehre gereichen? Ohne Zweifel. Gleichwohl aber würde diese große Ehre gegen die unendliche Ehre, welch der höchsten göttlichen Majestät gebührt, für nichts zu schätzen sein. Da sich der eingeborene Sohn Gottes, auf dem Altare  vor der Allerheiligsten Dreifaltigkeit aufs tiefste erniedrigt, ja gleichsam zu einem verächtlichen Würmlein macht und ihr in dieser äußersten Verdemütigung die höchste Ehrfurcht erweist, so ist dies für die allerheiligste Dreifaltigkeit eine solche Ehre, dass ihr keine größere erwiesen werden kann.

14. Da sich nun derselbe Sohn Gottes in unsere Gewalt gibt, auf dass wir ihn als ein unschuldiges Lamm gleichsam schlachten und der hochheiligen Dreifaltigkeit als wahres Brandopfer aufopfern sollen, verleihet er uns Gewalt, dass wir ihr so sehr Ehre und Dienst erweisen können, wie es der Macht und Erhabenheit Gottes zukommt. Durch etwas anderes als die hl. Messe können wir dies nicht. Hat uns denn also der göttliche Heiland nicht die größte Guttat erwiesen, indem er dieses übergroße Opfer aus lauter Gnaden eingesetzt hat? Sind wir denn nicht verpflichtet, ihm von Herzen dafür zu danken und dasselbe zur Abtragung unserer Schuld zu benützen? Du hast zu Anfang dieses Kapitels vernommen, wie manches teure Brandopfer die armen Juden dem allmächtigen Gott geopfert und wie sie sich aufs äußerste befleißigt haben, ihm seine gebührende Ehre einigermaßen zu leisten. Du aber hast ein unvergleichlich größeres Opfer, welches dich nicht einen einzigen Pfennig kostet, sondern dir von Christus freiwillig geschenkt wird, und zwar zu dem Zweck, dass du es der heiligsten Dreifaltigkeit aufopfern und ihr die gebührende Ehre leisten sollst. Du aber wünschest gar nicht, dieses teure Geschenk anzunehmen und es deinem Gott und Herrn anzubieten. Das ist gewiss schwer zu verantworten. Brich daher von deinen Geschäften bisweilen so viel ab, dass du eine hl. Messe hören und Gott dadurch das Opfer höchster Anbetung bringen kannst.

 

   

    
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