Die Erklärung des Heiligen 
Messopfers
von Pater Martin von Cochem

					
					1. Von diesem allersüßesten Geheimnis der Geburt Christi 
					singt auf dem ganzen Erdkreis die hl. katholische Kirche: 
					"Zu der selben Zeit werden triefen die 
					Berge von Süßigkeit und die Hügel fließen von Milch 
					und Honig." (Joel 3, 18.) Denn wahrhaftig haben an jenem 
					Allerheiligsten Tage, an welchem der eingeborene Sohn 
					Gottes, mit der menschlichem Fleische bekleidet aus dem 
					Schoss der Jungfrau in diese Welt eintrat, die Berge 
					Süßigkeit getrieft und die Hügel sind von Milch und Honig 
					geflossen. Denn derjenige, dessen Süßigkeit über Milch und 
					Honig geht, derjenige, sage ich, welcher die überreiche 
					Quelle aller Süßigkeit ist, hat durch seinen Eintritt in die 
					Welt alles versüßet: er hat die wahre 
					Freude vom Himmel herab gebracht; er hat den 
					Menschen, die eines guten Willens sind , Frieden 
					angekündigt; er hat den Betrübten herzlichen Trost 
					eingegossen und hat die Welt durch die Morgenröte einer 
					gnadenreichen Zukunft erfreut.
					
					2. O was für große Freude hatte in jener Nacht der 
					himmlische Vater, als er seinen allerliebsten Sohn, den er 
					von Ewigkeit her erzeugt, aus seiner Iiebsten Tochter Maria 
					geboren sah! 0, welche Wonne empfand der Sohn Gottes, als er 
					sah, dass er nun mit einer so edlen Menschheit bekleidet 
					war, und nicht allein einen Vater im Himmel, sondern auch 
					eine Mutter auf Erden hatte! 0, was für ein Wohlgefallen 
					hatte der Heilige Geist, als er sah, wie derjenige, welchen 
					er von Ewigkeit durch das feste Band der Liebe mit dem Vater 
					verknüpft hatte, jetzt durch seine Mitwirkung so fest mit 
					der menschlichen Natur verbunden worden, dass er zwei 
					unendlich weit voneinander verschiedene Naturen in einer 
					Person vereinigte! 0, welcher Süßigkeit empfand die 
					allerseligste Jungfrau Maria, als sie ihr neugeborenes 
					Kindlein ansah und erkannte, dass es 
					nicht allein ihr Söhnlein, sondern auch Gottes des 
					Vaters wahrer Sohn war!
					
					3. 0, wie glückselig waren die damaligen Menschen, welche 
					gewürdigt wurden, das schönste unter allen Menschenkindern, 
					mit ihren Augen anzusehen, mit ihren Armen zu umfangen und 
					mit ihrem Munde zu küssen. Im Leben des hl. Joseph von 
					Cupertino ist zu lesen, was der hl. Bonaventura ihm 
					hierrüber geoffenbart habe, dass nämlich nach dem Besuch der 
					heiligen drei Könige große Scharen aus allen Teilen des 
					Landes nach Betlehem hereingeströmt seien, um den 
					neugeborenen König der Juden zu sehen und sich über dessen 
					englische Schönheit gewundert hätten. Sie baten auch wohl 
					dessen Mutter,  
					ihr liebliches Kindlein auf ihre Arme zu nehmen und an ihr 
					Herz drücken zu dürfen. 
					Dies habe denn auch die Mutter Gottes gerne zugegeben 
					und mit Verwunderung gesehen, wie ihr zartes Kindlein gegen 
					die Frommen liebkoste, den Bösen aber sich unfreundlich 
					erwies.
					
					4. Wiewohl wir jene glücklich schätzen, sind wir doch noch 
					viel glücklicher, weil wir ebendasselbe süße Kindlein 
					täglich mit den Augen des Glaubens anschauen und der Freuden 
					seiner Geburt teilhaftig werden können. Der hl. Papst Leo I. 
					sagt: "Die englischen und prophetischen Worte helfen und 
					entzünden uns so sehr, dass wir die Geburt Christi nicht als 
					vergangen zu verehren scheinen, sondern als gegenwärtig 
					anschauen. Denn was der Engel zu den Hirten gesagt, das hat 
					auch unser Ohr gehört: „Siehe, ich verkündige euch eine 
					große Freude, denn euch ist heute der Heiland geboren" usw. 
					Dieser gnadenreichen Geburt können wir wirklich alle Tage 
					beiwohnen, ja selbige gleichsam mit unseren Augen anschauen, 
					wenn wir nur zur hl. Messe gehen wollen, denn da wird 
					dieselbe wahrhaftig erneuert und zu unserem Heile 
					unaufhörlich fortgesetzt.
					
					5. Dieses vernehmen wir aus den wahrhaften Offenbarungen der 
					hl. Äbtissin Hildegard, welche also schreibt: "Als unter der 
					hl. Messe Brot und Wein in das Fleisch und Blut Christi 
					verwandelt wurden, da erschienen mir auch die Zeichen seiner 
					Menschwerdung und Geburt gleich wie in einem Spiegel, 
					ebenso, wie sie in dem Sohne Gottes, da er auf der Erde war, 
					vollbracht worden sind." Aus diesem von der Kirche 
					beglaubigten Zeugnis erkennen wir, dass die Geburt Christ 
					bei der hl. Messe erneuert und dem Himmel so lebhaft 
					vorgestellt wird, wie sie vor achtzehnhundert Jahren 
					geschehen ist. Von wem und auf welch Weise Christus in der 
					heiligen Messe geboren wird, das sagt uns der St. 
					Hieronymus: "Die Priester schaffen Christus durch ihren 
					geheiligten Mund“, d.h. indem sie die heiligen Worte der 
					Wandlung aussprechen. Dies bezeugt auch Papst Gregor XIII., 
					da er die Priester ermahnt, vor der hl. Messe zu beten: "Ich 
					will die hl. Messe zelebrieren und den Leib und das Blut 
					unseres Herrn Jesu Christi bewirken."
					
					6. Das lehrt uns auch die heilige Kirche, indem sie dem 
					Priester befiehlt, unter der hl. Messe denselben Lobgesang 
					zu singen, welchen die lieben Engel in der Christnacht 
					gesungen: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen 
					auf Erden, die eines guten Willens sind." Das ist das Gloria 
					der hl. Messe. Wenn du diesen Gesang singen oder sprechen 
					hörst, so stelle dir vor, als wenn der Engel wieder sagte, 
					was er zu den Hirten gesprochen: "Ich verkündige euch große 
					Freude, denn euch ist heute der Heiland geboren, und ihr 
					werdet das Kindlein finden in Windeln eingewickelt und in 
					der Krippe liegend." Stelle es dir so vor, sage ich, als 
					wenn dein Schutzengel zu dir sagte: "Erfreue dich, mein 
					Kind, denn jetzt in dieser Messe wird dein Heiland, zu 
					deinem größten Heile wiederum geboren, und du wirst ihn mit 
					deinen Augen sehen unter der Gestalt der hl. Hostie." Wenn 
					auch dein Schutzengel dir dies nicht mit vernehmbaren Worten 
					sagt, so sagt es dir doch dein wahrer Glaube. Soll dir dies 
					denn nicht eine außerordentliche Freude sein? Wenn du dieses 
					lebhaft glaubst, so wirst du dich gegen das Christkindlein 
					so verhalten, wie sich diejenigen verhalten haben, die es 
					mit eigenen Augen zu sehen gewürdigt wurden.
					
					7. In dem Leben der Altväter lesen wir, dass ein Priester 
					Namens Plegus, der allezeit die heilige Messe mit großer 
					Andacht las, eine besondere Begierde empfunden habe, zu 
					erfahren, auf welche Weise Christus unter den Gestalten des 
					Brotes und Weines gegenwärtig sei, nicht als ob er an der 
					Gegenwart Christi gezweifelt hätte, sondern weil er aus 
					Liebe seinen Heiland hätte sehen mögen. Einstmals nun wurde 
					er unter der heiligen Messe nach der Wandlung von dieser 
					Begierde so entzündet, dass er auf seine Knie fiel und 
					sprach: „ Ich bitte Dich, allmächtiger Gott, Du wollest mir 
					Unwürdigen die leibliche Gestalt Jesu Christi in diesem 
					heiligen Geheimnisse zeigen, und mir verleihen, Ihn mit 
					Augen anzuschauen und Ihn mit meinen Händen zu berühren, wie 
					einst Simeon Ihn auf seinen Armen getragen hat.“ Während er 
					so betete, erschien ihm ein Engel und sprach:“ Siehe, hier 
					ist Christus leiblicherweise gegenwärtig, wie Ihn seine 
					heilige Mutter auf dem Schoße getragen hat.“ 
					Hierrüber erschrak der Priester, und als er sein 
					Haupt erhob, sah er auf dem Corporale den Sohn Gottes als 
					ein schönes Kindlein liegen, das ihn freundlich anlächelte 
					und ihm mit beiden Händlein winkte, Es auf seine Arme zu 
					nehmen. Er getraute sich dies aber aus Ehrerbietung nicht 
					eher zu tun, als bis der Engel zu ihm sprach:“ Siehe, hier 
					ist Jesus, der Sohn Gottes, welchen du zuvor unter der 
					Gestalt des Brotes vor dir liegen gesehen, in seiner eigenen 
					Gestalt gegenwärtig; fürchte dich nicht, sondern stehe auf, 
					nimm Ihn ohne Scheu auf deine Arme und erfreue dich in Gott, 
					deinem Heilande!“ Durch diese Worte ermuntert, stand er auf, 
					nahm das Kindlein in seine zitternden Hände, drückte Es 
					zärtlich an seine Brust und liebkoste Es auf die süßeste 
					Weise. Dann legte er Es wieder auf das Corporale, fiel 
					abermals auf die Knie und bat Es demütig, Seine vorige 
					Gestalt wieder anzunehmen, auf dass er Es in der heiligen 
					Kommunion in sein Herz aufnehmen und das heilige Messopfer 
					vollenden könne. Nach diesem Gebete stand er vom Boden auf 
					und sah das hochwürdigste Sakrament in der vorigen Gestalt 
					der heiligen Hostie, und genoss es mit besonders herzlicher 
					Andacht.
					
					Dieses schöne Beispiel habe ich deshalb hier erzählt, damit 
					du erkennen und glauben mögest, dass in der heiligen Messe 
					das liebe Christkindlein nicht nur in der Einbildung oder 
					nur geistigerweise, sondern in der Wahrheit leiblicherweise 
					gegenwärtig ist; nämlich ebendasselbe, welches von der 
					Mutter Gottes zu Bethlehem geboren und von den hl. drei 
					Königen ist angebetet worden. Sein Angesicht aber bedeckt es 
					auch hier mit zarten Windelein, das sind die Gestalten der 
					hl. Hostie, welche wir mit unseren Augen sehen. Das liebe 
					Kindlein aber, welches darunter verborgen liegt, können wir 
					nur mit unseren innerlichen Augen des Glaubens sehen, 
					welcher zubezweifelt für wahr hält, dass Jesus unter diesen 
					Gestalten verborgen ist. Der Ursachen aber, weshalb Es sich 
					nicht sehen lässt, sind viele, unter welchen eine der ersten 
					ist, damit wir Gelegenheit haben, unseren Glauben in einer 
					so hochwichtigen Sache zu üben und in einer jeden Messe 
					großen Lohne zu verdienen. Auf dass wir aber unser Glaube an 
					seine persönliche Gegenwart gestärkt werde, so hat Jesus 
					sich von vielen frommen Christen, ja oftmals auch von Juden 
					und Heiden in seiner natürlichen Gestalt sehen lassen. Davon 
					will ich noch ein Beispiel auswählen:
					
					8. Albert Krantz beschreibt ausführlich, wie Kaiser Karl der 
					Große viele Jahre wider die heidnischen Sachsen stritt und 
					sie von der Abgötterei zum christlichen Glauben bringen 
					wollte. Wiewohl er sie oftmals mit seiner Kriegsmacht 
					überwunden und zur Verleugnung ihrer Götzen gezwungen hatte, 
					wurden sie, angereizt durch ihren Herzog Wittekind, allzeit 
					wieder meineidig und verleugneten den angenommenen 
					christlichen Glauben. Als nun Kaiser Karl zum zwölften Male 
					mit einem mächtigen Heere in der Fastenzeit nach Sachsen zog 
					und das Osterfest gerade einfiel, befahl er seinem ganzen 
					Heere, dass sie sich zum Empfange der heiligen Sakramente 
					bereiten und das hl. Osterfest mit aller Andacht im Lager 
					begehen sollten. Zur selben Zeit kam den Herzog Wittekind in 
					das kaiserliche Lager, den christlichen Gottesdienst 
					anzuschauen. Deswegen legte er seine kostbare Kleidung ab 
					und bekleidete sich, auf dass er nicht erkannt werden 
					möchte, mit schlechten Kleidern, ging ohne Gefährten als 
					Bettler in das Lager und bat die Soldaten um Almosen. 
					Unterdessen forschte er ganz offen alles aus und nahm wahr, 
					dass der Kaiser und seine Soldaten am heiligen Karfreitag 
					betrübt einhergingen, strenge fasteten, eifrig beteten, am 
					Abend vor Ostern beichteten und am heiligen Ostertage 
					kommunizierten. Als nun die hl. Messe bis zur Wandlung 
					gekommen war, sah er mit leiblichen Augen, dass der Priester 
					ein überaus schönes Kindlein in seinen Händen hatte, ob 
					dessen Anblick er eine nie gekannte Süßigkeit in seinem 
					Herzen empfand und die übrige hl. Messe hindurch kein Auge 
					von dem Priester abwandte. Als die Soldaten zum heiligen 
					Nachtmahle gingen, sah er mit größter Verwunderung, dass der 
					Priester einem jeden dasselbe schöne Kindlein darreichte, 
					und dass dasselbe von allen und jedem empfangen und genossen 
					wurde, jedoch nicht auf gleiche, sondern auf gar 
					verschiedene Weise. Denn zu einigen eilte das liebliche 
					Kindlein mit wunderbarer Freude, zu andern aber wollte es 
					nicht hineingehen, sondern wehrte sich mit Händen und Füssen 
					und ward doch hineinzugehen genötigt. Das alles sah der 
					Herzog und konnte sich über solch unerhörte Geheimnisse 
					nicht genug verwundern. Nach vollbrachtem Gottesdienste ging 
					er zur Kirche hinaus, setzte sich wieder unter die Bettler 
					und erbat sich von den Hinausgehenden ein Almosen. Der 
					Kaiser gab jedem Bettler das Almosen mit eigener Hand. Als 
					auch Wittekind das seinige bekam, nahm ein Diener wahr, dass 
					er einen krummen Finger hatte, erkannte ihn daran und sagte 
					es dem Kaiser. Karl ließ ihn in sein Zelt berufen und sprach 
					zu ihm: "Warum gibst du dich für einen Bettler aus, da du 
					doch der Herzog in Sachsen bist?" Wittekind war erschreckt, 
					da er fürchtete, er möchte als Spion behandelt werden; dann 
					sprach er zum Kaiser: "Wollet mir das nicht übel anrechnen, 
					denn ich habe es getan, damit ich desto freier den 
					Gottesdienst der Christen erforschen könnte." "Was hast du 
					denn gesehen?" fragte der Kaiser. Jener antwortete: "Ich 
					habe solche Wunderdinge gesehen, dergleichen ich noch nie 
					gesehen und gehört habe und die ich gar nicht begreifen 
					kann." Als dann erzählte er ihm alles, was er am Karfreitag, 
					am Abend vor Ostern und am Ostertag selbst bei der hl. Messe 
					gesehen hatte, und bat den Kaiser um die Erklärung dieser 
					Geheimnisse. Dieser verwunderte sich sehr, dass Gott diesem 
					Heiden die Gnade erwiesen, das liebe Christkindlein in der 
					hl. Hostie mit Augen zu sehen, was doch so vielen Heiligen 
					verweigert bleibt. Danach erklärte er ihm die Ursache ihrer 
					Betrübnis am Karfreitag, wie auch ihres Fastens, Beichtens 
					und Kommunizierens, und rührte ihm sein Herz dermaßen, dass 
					er sein Heidentum abschwur, den christlichen Glauben annahm 
					und nach genugsamem Unterricht die hl. Taufe empfing. Er 
					nahm auch einige Priester mit und brachte mit deren Hilfe 
					nach und nach das Herzogtum Sachsen zu Christus.
					
					9. Aus dieser wahren Geschichte, von welcher die Bekehrung 
					der heidnischen Sachsen ihren Anfang genommen hat, kannst du 
					klar erkennen, dass das liebe Christkindlein unter der 
					Gestalt der konsekrierten Hostie gegenwärtig ist und nicht 
					allein frommen katholischen Christen, sondern auch den 
					Heiden in seiner natürlichen Gestalt erschienen sei. Seine 
					wahre, unbeschreiblich schöne Gestalt verbirgt zwar Christus 
					vor unseren sündigen Augen, aber nicht vor den Augen Gottes, 
					des Vaters, und des himmlischen Heeres, sondern ihnen zeigt 
					er sich in allen hl. Messen in solcher übernatürlichen 
					Schönheit, dass die heiligste Dreifaltigkeit unergründliche 
					Verherrlichung, die Mutter Gottes aber und die Engel und 
					Heiligen eine unaussprechliche Freude und Wonne daraus 
					empfangen. Eben dies ist, wie Christus zum ehrwürdigen 
					Alanus gesprochen haben soll, der größte Teil der 
					Herrlichkeit Gottes, der größte Anteil der Freude der Mutter 
					Gottes, die größte Wonne der Heiligen.
					
					10. Wenn die lieben Engel dies neugeborene Kindlein 
					anschauen, so fallen sie demütig auf ihre Knie und beten es 
					ehrerbietig an. Das deutet St. Paulus an, da er spricht: "Es 
					sollen ihn anbeten alle Engel Gottes." (Hebr. 1, 6.) In der 
					hl. Christnacht hat Gott seinen Erstgeborenen zum ersten mal 
					in die Welt eingeführt, in allen hl. Messen aber führt er 
					ihn abermals ein, damit er sich für uns opfere und die 
					Früchte seiner Geburt uns mitteile. Alsdann beten ihn die 
					Engel an, wie die Kirche in der Präfation singt: "Deine 
					Majestät loben die Engel, es beten sie an die Herrschaften, 
					die Mächte erzittern vor ihr. Die Himmel und die Kräfte der 
					Himmel samt den seligen Seraphim feiern sie mit einstimmiger 
					Freude.“ So haben sie auch in der Christnacht gesungen:“Ehre 
					sei Gott in der Höhe und Frieden den Menschen auf Erden, die 
					eines guten Willens sind." So sollen wir in ihr Lob mit 
					einstimmen und das süße Kindlein preisen, weil Es zu unserem 
					größten Heile wiederrum vom Himmel kommt, die Gestalt eines 
					Kindleins annimmt und die Verdienste seiner Geburt allen 
					Messehörenden reichlich austeilt.
					
					 
					
					
					Welche Freude der Himmel durch die erneuerte Geburt Christi 
					empfängt.
					
					Diese hohen Dinge nach ihrer Würdigkeit zu erklären, ist 
					kein menschlicher Verstand würdig genug, sondern die 
					Wissenschaft der Engel ist dazu erforderlich: Wir können 
					nicht im geringsten begreifen, welche Freude die 
					Allerheiligste Dreifaltigkeit aus diesem Geheimnisse 
					schöpfe; aber wir wissen aus der Lehre unseres heiligen 
					Glaubens, dass sie alle ihre Seligkeit aus sich selbst 
					empfange, und dass eine göttliche Person der andern ihre 
					Freude mitteile. Von der unerschaffenen Weisheit, nämlich 
					vom Sohne Gottes, sagt die heilige Schrift:“ Sie ist der 
					Glanz des ewigen Lichtes und der makellose Spiegel der 
					Herrlichkeit Gottes und das Bild seiner Güte" (Weish. 7,26). 
					Dieser Spiegel ist von Ewigkeit her vor den Augen des 
					himmlischen Vaters, in Ihm schaut und erkennt der Vater sich 
					selbst aufs allerklarste und erfreut sich darüber unendlich. 
					Denn er hat darin gesehen, wie er es auch jetzt sieht und in 
					Ewigkeit sehen wird, was für ein großer, glorwürdiger, 
					weiser, aliwissender, allmächtiger, gewaltiger, schöner, 
					reicher, glückseliger und unendlicher Herr er ist und in 
					alle Ewigkeit bleiben wird. Diese eigene Erkenntnis und die 
					immerwährende Anschauung in diesem göttlichen Spiegel macht 
					seine wesentliche, vollkommene und unendliche Glückseligkeit 
					aus. Wenn er außer dieser keine Freude mehr hätte, worüber 
					er sich freuen könnte, so wäre er dennoch in alle Ewigkeit 
					aufs vollkommenste selig und glücklich.
					
					11. Dieser unbefleckte Spiegel ist ihm in der gnadenreichen 
					Geburt Christi auf eine neue Weise vor Augen gestellt, 
					nämlich mit der allerreinsten menschlichen Natur bekleidet 
					und mit aller Kostbarkeit der Tugenden und Vollkommenheiten 
					eingefasst. Deswegen war - um auf unsere Weise davon zu 
					reden - für den himmlischen Vater die Anschauung dieses 
					Spiegels eine neue Freude, und der ganze himmlische Hof nahm 
					daran teil. Deswegen sangen die glückseligen Geister in 
					lauter Freude auf Erden ihren frohen Gesang und bereiteten 
					damit den Hirten eine unbegreifliche Wonne. Mit diesem ihrem 
					„Gloria in excelsis“ zogen die Chöre der Engel in den Stall 
					ein, warfen sich da vor dem neugeborenen Kindlein nieder und 
					beteten in tiefster Demut seine höchste Gottheit an.
					
					12. Dies alles, was in der Christnacht vorgegangen ist, 
					geschieht noch täglich in jeder hl. Messe: der eingeborene 
					Sohn Gottes wird in den Händen der Priester wiederum Mensch 
					und aus, ihrem Munde von neuem geboren. Durch die Worte der 
					Wandlung wird kein neuer Christus erschaffen oder seine 
					Person vervielfacht, sondern nur seine persönliche Gegenwart 
					wird vermehrt und an einem Orte hervorgebracht, wo seine hl. 
					Menschheit vorher nicht war. Er ist zwar nur ein einziger 
					Christus und bleibt auch nur ein einziger Christus; dennoch 
					ist er an den verschiedenen Orten nicht nur geistiger, 
					sondern auch leiblicher Weise wahrhaft gegenwärtig und 
					bleibt es so lange, wie die Gestalten bleiben. Wenn aber die 
					Gestalten sich verändern, so hört auch die persönliche 
					Gegenwart Christi auf, so zwar, dass, wenn Er nirgends mehr 
					als unter diesen Gestalten wäre, nach Veränderung dieser 
					Gestalten auch Christus vergehen und kein Christus mehr sein 
					würde weder im Himmel noch auf Erden.
					
					13. Wenn nun dieser eingeborene Sohn Gottes von neuem 
					geboren und dieser sonnenklare Spiegel, geziert mit allen 
					göttlichen Vollkommenheiten, durch die Hände des Priesters 
					erhoben und sowohl von ihm wie vom Volke Gott aufgeopfert 
					wird: was für Freude und Wonne, meinst du, wird der 
					himmlische Vater davon empfangen? Gewiss keine geringere, 
					als er in der hl. Christnacht an seinem lieben Söhnlein 
					empfunden hat. Denn an beiden Orten sieht er ein und 
					denselben lieben Sohn, von welchem er selbst gesagt hat: 
					"Dies ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen 
					habe" (Matth. 3,17). Der Unterschied aber ist dieser, dass 
					Christus damals mit sterblichem Fleische bekleidet war, in 
					der hl. Messe aber mit seinem verherrlichten Leibe und mit 
					den fünf allerkostbarsten Edelsteinen seiner heiligen fünf 
					Wunden geschmückt ist. Damals ward er leiblicher Weise 
					geboren, diesmal geistiger und doch wahrhafter Weise.
					
					14. Hierbei sollst du auch wissen, dass der himmlische Vater 
					seine Freude nicht allein im Anschauen dieses göttlichen 
					Spiegels findet, sondern dass auch dieser Spiegel, der 
					lebendig und sein liebster Sohn selber ist, Ihn mit 
					kindlicher Neigung liebkose und ihn auf unaussprechliche 
					Weise erfreut. Diese Seligkeit, welche Gott von der 
					Menschheit Christi zuteilwird, übersteigt alle Freude, 
					welche er aus allem Lobe der Engel und aller Ehre der 
					Heiligen und aus allem Dienst frommer Menschen empfängt. 
					Denn die hochwürdigste Menschheit Christi, vereinigt mit der 
					Gottheit zu einer Person und dadurch vergöttlicht, vermag 
					und weiß allein die Gottheit nach ihrer unendlichen Hoheit 
					würdig zu ehren, zu lieben und zu erfreuen. Dies kann man 
					aus den eigenen Worten Christi entnehmen, die Er zur hl. 
					Mechtild gesprochen hat: "Ich allein weiß und verstehe 
					vollkommen, wie Ich Mich täglich auf dem Altare für das Heil 
					der Gläubigen aufopfere, welches weder Cherubim noch 
					Seraphim noch alle himmlischen Kräfte völlig verstehen 
					können." Gleichwie nun Christus allein dies weiß, so weiß er 
					auch allein, wie er täglich auf dem Altar die hochwürdigste 
					Gottheit würdig lieben und erfreuen soll. Er verrichtet das 
					mit solch herzlicher Lieblichkeit, dass weder Cherubim noch 
					Seraphim es verstehen, viel weniger verrichten können. Das 
					ganze Himmelsheer schaut zwar mit staunenden Augen und 
					bebenden Herzen zu, kann aber diese höchste Weise 
					unendlicher Beseligung nicht begreifen. Da nun dieses 
					täglich in hunderttausenden von Messen geschieht, o, wer 
					will es denn ermessen, wer aussprechen oder erklären, wie 
					viele, wie große, wie süße Wonne die Allerheiligste 
					Dreifaltigkeit aus den täglichen Messen empfange! 
					
					
					0, mein liebster Gott, über diese Seligkeit erfreue ich mich 
					von Herzen und wünsche, Dir diese Freuden durch meine 
					Andacht vermehren zu können. Dich bitte ich, o Jesu, du 
					wollest in allen heiligen Messopfern an meiner statt die 
					Allerheiligste Dreifaltigkeit lieben und erfreuen und alle 
					Liebe und Freude, die ich ihr zu erzeigen unterlassen habe, 
					überfließend erstatten.
					
					15. Endlich wollen wir sehen, was für großes Heil die 
					sündige Welt durch die tägliche Erneuerung der gnadenreichen 
					Geburt Christi empfängt und erlangt. Von der ersten Geburt 
					weissagte der Prophet Isaias: „Ein Kind ist uns geboren, ein 
					Sohn ist uns geschenkt" (Is. 9, 6). Eben dieses sage ich 
					auch von der geistigen Geburt Christi in allen hl. Messen. 
					Welch kostbares Geschenk! Es ist nichts anderes als der 
					teuerste Schatz des ganzen Himmels, der allerreichste Sohn 
					des allerreichsten himmlischen Vaters. Dieser kommt in allen 
					hl. Messen aus dem himmlischen Paradiese und bringt 
					unschätzbare Reichtümer und himmlische Schätze mit, nämlich: 
					göttliche Gnade und Barmherzigkeit, Verzeihung der Sünden, 
					Nachlassung der verdienten Strafen, Besserung des Lebens, 
					die Gnade selig zu sterben, Vermehrung der himmlischen 
					Seligkeit, wie auch Glück und Segen an zeitlichen Gütern, 
					Bewahrung vor Unglück, vor Sünde und Schande, ja seinen 
					ganzen göttlichen Segen. All dieses und vieles andere ist er 
					bereit, allen denen, welche die hl. Messe hören, freigebig 
					mitzuteilen und reichlich auszuspenden.
					
					16. Wenn wir aber die Weissagung des Isaias noch besser 
					erwägen, so finden wir noch mehr darin, was zu unserem Trost 
					uns geoffenbart ist. Denn er sagt ausdrücklich, das Kind sei 
					uns geboren, der Knabe uns geschenkt. Wenn das ist, so ist 
					er ja unser eigen, so ist alles, was er hat, unser eigen, so 
					ist alles, was er auf dem Altare tut, unser eigen. So ist 
					denn auch die Ehre, der Dank, der Dienst, das Wohlgefallen, 
					das er der hl. Dreifaltigkeit erweist, unser eigen. Ist denn 
					das dem armen Menschen, welcher der heiligen Messe bewohnt, 
					nicht ein großer Trost, wenn er daran denkt, dass nicht 
					allein die hl. Messe, sondern auch das liebe Jesulein ihm 
					zum Eigentum geschenkt worden ist? Wenn du in der hl. 
					Christnacht im Stall zu Bethlehem gewesen wärest, das süße 
					Christkindlein auf deine Arme genommen und Gott dem Vater 
					aufgeopfert hättest mit der Bitte, dass er sich deiner wegen 
					dieses Kindleins erbarmen wolle, meinst du denn nicht, dass 
					er dich zu Gnaden aufgenommen und dir alle deine Sünden 
					verziehen hätte? So tue dies doch auch in der hl. Messe, 
					besonders in der Advents- und Weihnachtszeit; tritt im 
					Geiste hin zum Altar, nimm das Kindlein auf deine Arme und 
					opfere es Gott dem Vater auf!
					
					17. Nun ist noch ein Punkt zu erklären übrig, der sehr 
					merkwürdig und notwendig zu erklären ist, nämlich, dass 
					Christus auf dem Altare nicht allein gestigerweise geboren 
					wird, sondern auch eine demütige Gestalt annimmt, dass 
					Himmel und Erde sich darüber wundern müssen. Von der ersten 
					Menschwerdung und Geburt Christi beschreibt St. Paulus mit 
					nachdrücklichen Worten, wie Christus sich dabei für uns so 
					sehr erniedrigt habe, indem er sagt: "Brüder, so sollet ihr 
					gesinnt sein, wie auch Jesus Christus gesinnt war, welcher, 
					da er in Gottes Gestalt war, sich selbst entäußerte, 
					Knechtsgestalt annahm, den Menschen gleich und im Äußeren 
					wie ein Mensch erfunden ward. Er hat sich selbst erniedrigt 
					und ist gehorsam gewesen bis zum Tode, ja bis zum Tode am 
					Kreuze" (Phil. 2, 5-9).
					
					18. Das sind sehr denkwürdige und beachtenswerte Worte, 
					darin uns der hl. Paulus die unergründliche Demut Christi 
					erklärt und seine Entäußerung vor Augen stellt. Wer aber die 
					geistige Geburt Christi bei der hl. Messe erwägt, der findet 
					noch eine weit größere und ganz unermessliche Demut Christi. 
					Denn bei seiner leiblichen Geburt ward er doch noch den 
					Menschen gleich und nahm die Gestalt eines überaus schönen, 
					herzigen Kindleins an. In seiner geistigen Geburt in der hl. 
					Messe aber nimmt er die Gestalt des Brotes an und scheint 
					nichts anderes, als ein Stücklein Brot zu sein. Ja, er 
					erniedrigt und entäußert sich so sehr, dass er sich auch in 
					das allerkleinste Stücklein, welches ein scharfes Auge noch 
					sehen kann, verbirgt.
					
					19. Welch unergründliche Demut und unerhörte Entäußerung! 
					Hiervon kann Christus mit Fug und Recht sagen, was schon 
					David im 21. Psalm ihm in den Mund gelegt hat: "Ich bin ein 
					Wurm und nicht ein Mensch, der Leute Spott und des Volkes 
					Verachtung." Denn wer achtet ein solch 
					kleines Teilchen? Wer erkennt Es als seinen Gott? Wer 
					erweist dem Heiland unter dieser Gestalt die genügende Ehre 
					und Ehrfurcht? Wo ist die Herrlichkeit, welche seinem 
					verherrlichten Leibe zusteht? Wo ist seine gewaltige 
					Allmacht? Wo seine Erhabenheit und Majestät, welche Himmel 
					und Erde in Schrecken und Furcht versetzt? Das alles hat er 
					abgelegt und stattdessen die größte Niedrigkeit angenommen. 
					Denn derjenige, welcher das göttliche Wort des Vaters ist, 
					kann hier kein Wort reden. Derjenige, welcher den Himmel 
					erbauet hat, kann hier weder Hand noch Fuß regen; derjenige, 
					welchen die Himmel nicht fassen können, wird hier von der 
					Gestalt der kleinsten Hostie umschlossen wie ein Gefangener. 
					Derjenige, welcher zur Rechten Gottes auf dem himmlischen 
					Throne sitzt, der liegt hier wie ein gebundenes Opferlamm 
					auf dem Altare und ist bereit, noch einmal geistiger Weise 
					für uns geschlachtet zu werden. 0, wohl eine unergründliche 
					Demut des höchsten Herrn des Himmels und der Erde, o, wohl 
					eine unbegreifliche Liebe des treuesten Liebhabers der 
					Menschenkinder!
					
					20. Daneben unterwirft er sich auch den Priestern ja nicht 
					allein den frommen, sondern auch den gleichgültigen und 
					lauen, und überliefert sich so in ihre Hände, dass sie ganz 
					nach ihrem Gefallen mit ihm umgehen können. Ist denn das 
					nicht auch eine unermessliche Erniedrigung? Ja, was noch 
					mehr zu verwundern ist, Er erniedrigt sich so sehr, dass Er 
					sich auch nicht weigert, von ihnen gesegnet zu werden, da 
					doch der hl. Paulus sagt:“ Ohne alle Widerrede wird, was 
					geringer ist, von dem größeren gesegnet.“ (Hebr. 7,7) Wie 
					mag denn Christus, der unendlich größer als der Priester 
					ist, von diesem unendlich Geringeren den Segen annehmen? Und 
					doch segnet der Priester nicht allein die heilige Hostie vor 
					der Wandlung, sondern auch nach derselben, und zwar 
					fünfzehnmal! O der unergründlichen, unermesslichen 
					Erniedrigung! Als Christus kam, um sich von Johannes taufen 
					zu lassen, hielt dieser Ihn ab, indem er sagte: "Ich habe 
					nötig von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?" (Matth. 
					3,14). Gleicherweise sollte auch jeder Priester erschrecken 
					und sagen:“ Mein Jesu! Ich sollte von Dir gesegnet werden, 
					und Du, o Höchster Gott, willst von mir armseligen Sünder 
					den Segen empfangen!“ Welch großes Wunder! Warum aber 
					verdemütigt sich Christus so ganz, warum entäußert er sich 
					so sehr? Willst du den Grund wissen, so höre und staune.
					
					21. Eine der wichtigsten Ursachen ist die, dass er durch 
					diese seine äußerste Erniedrigung den erzürnten Gott 
					versöhnen und dessen gerechte Strafe von den Sündern 
					abwenden will. Denn es gibt ja doch kein besseres Mittel, 
					seinen Feind zu versöhnen, als sich vor ihm zu verdemütigen 
					und um Verzeihung zu bitten. Das sehen wir an dem 
					gottlosesten König Achab. Als diesem der Prophet Elias auf 
					Gottes Befehl geweissagt hatte, dass der Herr ihn und sein 
					Weib und seine Kinder wegen seiner schweren Sünden so hart 
					strafen wolle, dass keines von ihnen solle begraben, dass 
					vielmehr ihre Leiber von den Hunden und den Raben sollten 
					gefressen werden, "da zerriss Achab seine Kleider und tat 
					ein härenes Bußgewand an seinen Leib, fastete, schlief im 
					Trauergewand und ging mit gebeugtem Haupte einher." Da 
					sprach Gott zu Elias: „Hast du Achab nicht gesehen, wie er 
					sich demütigte vor mir? Weil er sich also demütigte 
					Meinetwillen, will ich das Unglück nicht in seinen Tagen 
					bringen, sondern in den Tagen seines Sohnes will Ich das 
					Unglück über sein Haus bringen." (3. Kön. 21, 28,29)
					
					22. Wenn denn nun dieser gottlose König Achab, von welchem 
					die Heilige Schrift sagt, dass er an Gottlosigkeit nicht 
					seinesgleichen gehabt habe, durch seine Verdemütigung und 
					Selbsterniedrigung den allmächtigen Gott bewogen hat, die 
					angedrohte Strafe nicht über ihn kommen zu lassen, was muss 
					dann nicht die alIeräußerste Verdemütigung Christi auf dem 
					Altare bei Gott bewirken, welcher sich der Sünder wegen, die 
					den Gerechten Gott durch ihren Hochmut und ihre Bosheit zur 
					Rache herausfordern, unendlich mehr verdemütigt, als Achab 
					es getan? Denn Er legt ja das Kleid der Glorie ab, verbirgt 
					sich unter der Gestalt der hl. Hostie, geht nicht etwa nur 
					mit gebeugtem Haupte, sondern liegt auf dem Altar wie ein 
					geduldiges Schlachtopfer und ruft von Grund seines Herzens 
					zu Gott dem Vater um Verzeihung der Sünden und Abwendung der 
					Strafen von den armen Sündern. Wird dann Gott nicht zu 
					seinen Engeln sagen, was er zu seinem Propheten gesagt hat: 
					„Habt ihr nicht gesehen, wie sich mein Sohn vor Mir 
					demütigt?“ „Ja“, werden die Engel sagen, „wir sehen es und 
					staunen über die unendliche Erniedrigung unseres Herrn und 
					Gottes.“ Da wird ja Gott sagen: „Weil sich denn Mein 
					göttlicher Sohn um der Sünder willen so ganz entäußert und 
					vor Mir verdemütigt, so will Ich der Sünder schonen und sie 
					nicht wegen ihrer schweren Laster gebührend strafen.
					
					23. Höre, O Sünder, was Gott spricht, und erkenne, woher es 
					kommt, dass der gerechte Gott dir dein Leben so lange erhält 
					und dich nicht schon längst nach dem Maße deiner Missetaten 
					gestraft hat. Ich meine, es kommt hauptsächlich daher, weil 
					du oft der hl. Messe beigewohnt hast und der Abbitte Christi 
					teilhaltig geworden bist. Dieser hat sich auf dem Altare 
					deiner angenommen, sich an deiner statt vor Gott verdemütigt 
					und die verdiente Strafe von dir abgewendet. Deswegen sei 
					deinem treuen Fürsprecher dankbar und sprich zu Ihm von 
					ganzem Herzen:
					
					 "Lob 
					und Ehre sei Dir, o allersüßester Jesus, wegen Deiner 
					unendlichen Liebe, durch welche Du Dich würdigst, in allen 
					hl. Messen vom Himmel herab zu kommen, das Brot und den Wein 
					in dein heiliges Fleisch und Blut zu verwandeln, Dich unter 
					diesen geringen Gestalten zu verbergen, durch solche 
					unergründliche Demut den Zorn deines gerechten Vaters zu 
					versöhnen und die verschuldeten Strafen von uns abzuwenden. 
					Wegen dieser unschätzbaren Wohltat danken wir dir von ganzem 
					Herzen. Wir loben, preisen und verherrlichen Dich aus allen 
					unseren Kräften, und bitten das ganze himmlische Heer, dass 
					es zugleich mit uns Dich preisen, und was uns an Dankbarkeit 
					abgeht, ersetzen wolle. Wir bitten auch demütig, Du wollest 
					die Augen unseres Gemütes öffnen, damit wir die 
					gnadenreichen Geheimnisse, welche Du täglich in allen hl. 
					Messen erneuerst, klar erkennen, würdig verehren und zur 
					Vermehrung unseres Heiles verwenden mögen. Amen."